Geschichte

Der Name "Ratekau" oder "Ratekowe" ist sehr alt. Schon lange bevor es unsere heutige Gemeinde Ratekau gab, siedelten in diesem Gebiet Menschen. Ihre wechselvolle und reiche Geschichte hat Herr Dr. Karl-Friedrich Warner in diesem historischen Überblick zusammengefasst.

Luftbild der Vicelinkirche und Hemmelsdorfer See
Oliver Beck

Das Gebiet der heutigen Gemeinde war ursprünglich von Germanen besiedelt, wie die Zeugnisse dieser Zeit, z.B. Hünengräber in Pansdorf, Ratekau und Pöppendorf, belegen. Ratekauerinnen und Ratekauer waren sie nicht, da von ihrer Besiedlung bis heute keine kontinuierliche Entwicklung besteht.

Im Laufe des 4. und 5. Jh. verließ der größte Teil der in unserem Raum lebenden Germanen im Zuge der Völkerwanderung das Siedlungsgebiet. In den entvölkerten Raum wanderten von Osten und Südosten slawische Stammesverbände ein. In dem Gebiet von Wagrien (heutige Kreise Ostholstein, Plön, Lübeck und Teile von Bad Segeberg) waren es die Abotriten. Die kleinen Siedlungskammern in den großen Wäldern ließen vermutlich nur kleine politische Einheiten als Geschlechterverbände entstehen. In Wagrien lagen ungefähr 15, was den 14 bzw. 16 frühslawischen Burgen entspricht. In diese frühslawische Zeit (9. ]h.) gehört die Burg auf dem Blocksberg in Pansdorf.

Die Dörfer (villae) waren in Form von Rundlingen angelegt und von ca. 100 Personen bewohnt. In den slawischen Ortsnamen ist die Zeit erhalten geblieben: Ratekau bedeutet Wäldchen des RatekoderRedek, später in Rathecowe(1156) und Ratekove (1259) abgewandelt. Pansdorf von dem Namen Pantae, Panteke oder Pantin abgeleitet und in Pansdorf umgewandelt.

Techau von Techowe abgeleitet (1350), Sereetz wird in Urkunden Cyretz (1250), Cireze, Ceratze genannt, was Weideort bedeutet. Häven hieß bis ins 16. Jh. hinein „Widole" mit verschiedenen Abwandlungen dieses Namens. Er bedeutet „bei einer Schlucht, einem Tal, bei einer Grube", 1549 heißt es dann „to den Höven", 1855 Häven. Erst im 12. Jh. geht die Zeit der Slawen langsam zu Ende durch die Christianisierung.

Nach blutigen Kämpfen zogen sich die Abotriten zurück, wie ein Chronist der Zeit, Helmold von Bosau, in der Slawenchronik berichtet.

Mit der Belehnung des Grafen Adolf II. von Schauenburg mit Wagrien beginnt die Zeit der systematischen Missionierung durch Vicelin und später Gerold. Gleichzeitig wurde das Land kolonisiert. Kirchliche und weltliche Macht wirkten zusammen, wie die Gründung der Ratekauer Kirche 1156 zeigt, denn Bischof Gerold und Graf Adolf II. hatten den Platz gemeinsam ausgesucht. Das Baumaterial gab es kostenlos, denn die Feldsteine brauchte man nur aufzusammeln. Der Gips für die Verfugung kam aus Bad Segeberg. Mit der Gründung der Kirche, dem heutigen Wahrzeichen der Gemeinde, beginnt die kontinuierliche Geschichte Ratekaus. Die Kirche war nicht nur Gotteshaus, sondern auch Wehranlage für die 24 Dorfschaften, die zum Gau Ratekau gehörten. Adolf II. brauchte für die Kolonisation Vertrauensleute, die aus dem niederen Adel stammten. Diese belehnte er mit Land, und dieser Adel setzte wiederum kleine Lehensleute ein, so dass Grundherrschaft und Lehenswesen einzogen. Grundherren hatten die Herrschaft über Grund und Boden und die Menschen, die ihn bewirtschafteten. In den Quellen wird besonders bei Streitigkeiten häufig eine Familie Buchwald als Grundherr genannt. Die Siedler wurden in vielen deutschen Landen angeworben. Sie gründeten neue Dörfer: Hobbersdorf, Luschendorf, Ruppersdorf, Offendorf, Grammersdorf, Wilmsdorf, Ovendorf, Warnsdorf, Rohlsdorf und Kreuzkamp. Die Siedler arbeiteten hart, indem sie zunächst rodeten, bevor sie das Land unter den Haken- und später Räderpflug nehmen konnten.

Die Einheit des Gaus Ratekau war 1273 durch Teilung verlorengegangen. In den folgenden Jahrhunderten zersplitterten die Besitzverhältnisse immer mehr. Besonders das Lübecker Domkapitel kaufte umfangreiche Ländereien.

1561 wurde im Bistum Lübeck die Reformation eingeführt, und Statius Detharding wurde der erste evangelische Pastor im Kirchspiel Ratekau, zu dem auch die Dörfer Timmendorf, Travemünde, Kücknitz, Siems, Herrenwyk, Dummersdorf und Dänischburg gehörten. Die Besitzverhältnisse waren wie folgt geregelt: Hobbersdorf, Offendorf, Ratekau ohne die Kirche und das Pastorat, Rohlsdorf, Ruppersdorf, Sereetz und Techau sind bischöflicher Besitz. Dem Domkapitel gehörten Grammersdorf, Häven, Hemmelsdorf, Groß- und Klein-Timmendorf, Niendorf z.T. sowie Warnsdorf.

Luschendorf gehörte dem Amt Ahrensbök, Wilmsdorf war im Besitz des Johannisklosters Lübeck. Verwickelter war es in Ovendorf und Teilen von Pansdorf, die als fünften Grundherren noch einen adligen Besitzer hatten.

Um 1600 gehörte das heutige Gemeindegebiet zum Amt Kaltenhof und damit zum Bistum Lübeck.

Unsere schöne Knicklandschaft, ein einzigartiges Ökosystem, verdanken wir der Agrarreform um 1750 und der Tatsache, dass es noch keinen Stacheldraht gab (erst 1873 in den USA erfunden). In Luschendorf wurden 1751, in Häven, nach Anfängen im 15. Jh., 1746, in Warnsdorf 1760 die Feldgemeinschaften aufgehoben. Die Bauern erhielten eigene Felder, die sie mit Wällen und Sträuchern abgrenzten. Gleichzeitig wurden Fronarbeit und Hofdienste aufgehoben, was den Bauern auf „Freibriefen" dokumentiert wurde.

Die Gebiete des Lübecker Domkapitels und des Bistums Lübeck wurden an den Herzog von Oldenburg abgetreten. Der größte Teil des Kirchspiels Ratekau gehörte zum Fürstentum Lübeck, doch gehörten Kirche und Pastorat Ratekau sowie Luschendorf mit Kattenhöhlen und Oeverdiek zum Amt Ahrensbök, waren damit unter dänischer Hoheit. Als Blücher am 7.11.1806 vor dem französischen Marschall Bernadotte kapitulierte und die Urkunde im Pastorat unterzeichnete, war er auf dänischem Boden. „Ich kapithullire, weil ich kein Brot und keine Muhnitsion nicht mehr habe", schrieb Blücher unter die Urkunde. Er wendete damit verheerende Folgen für das Dorf ab.

Eine Gebietsreform brachte der Plöner Vertrag 1842 mit sich. Der dänische König trat seinen Teil im Kirchspiel Ratekau an den Großherzog von Oldenburg ab, der als „Wir, Nicolaus Friedrich Peter, von Gottes Gnaden Großherzog von Oldenburg etc." mit Zustimmung des Landtags am 22.6.1857 eine Gemeindeordnung verkündete, in der Ost- und West-Ratekau geschaffen wurden. Zu Ratekau-Ost gehörten: Grammersdorf, Häven, Niendorf, Offendorf, Ovendorf, Warnsdorf und Wilmsdorf. Zu Ratekau-West gehörten: Sereetz, Ratekau, Pansdorf, Groß- und Klein-Timmendorf, Hobbersdorf, Hemmelsdorf, Rohlsdorf, Ruppersdorf sowie Techau und Luschendorf. Die Verwaltungssitze waren in Häven (später Warnsdorf) und Pansdorf.

Um 1900 hatte die Ostgemeinde 1244 Einwohnerinnen und Einwohner, die Westgemeinde 3422 Einwohnerinnen und Einwohner.

Durch das „Gesetz zur Vereinfachung und Verbilligung der öffentlichen Verwaltung für den Landesteil Lübeck" wurden Ost- und West-Ratekau zusammengelegt. Die Gemeindeverwaltung hatte ihren Sitz in Pansdorf; von 1939 an, nach Errichtung des Rathauses, war der Sitz der Gemeinde in Ratekau. Durch das „Groß-Hamburg-Gesetz", das am 1.4.1937 in Kraft trat, ging der oldenburgische Landesteil Lübeck an Preußen über. Gleichzeitig wurde der Kreis Eutin geschaffen.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bewies die Gemeinde ihre Integrationsfähigkeit. Waren 1939 noch 4699 Einwohnerinnen und Einwohner gemeldet, so waren es 1946 9525(1). 1945 verkleinerte sich das Gebiet der Großgemeinde, denn die britische Militärregierung ordnete die Gründung der Gemeinde Timmendorf an. Groß-Timmendorf, Klein-Timmendorf, Niendorf und Hemmelsdorf wurden aus der Gemeinde Ratekau ausgegliedert. Weitere kleine Gebietsveränderungen fanden am 1.1.1969 mit der Gemeinde Timmendorfer Strand und am 26.4.1970 mit der Hansestadt Lübeck statt: 37,4 ha der Dorfschaft Häven wurden an die Gemeinde Timmendorfer Strand abgetreten. Kleinensee ging in der Dorfschaft Offendorf auf, dafür bekam Lübeck einen Gebietsanteil von der Dorfschaft Sereetz jenseits der Autobahn. Am 1.1.1971 wurde Kattenhöhlen an die Gemeinde Scharbeutz abgetreten, um die dortige schulische Betreuung zu verbessern. Zur Zeit besteht die Gemeinde Ratekau aus 13 Dorfschaften.

Heute (Stand: 30.4.2008) hat die Gemeinde nach eigener Zählung 15.719 Einwohnerinnen und Einwohner, und zwar in: Ratekau 3.992, Sereetz 4.491, Pansdorf 3.596, Techau 1.632, Rohlsdorf 110, Neuhof + Oeverdiek 38, Luschendorf 424, Hobbersdorf 77, Ruppersdorf 70, Offendorf 210, Kreuzkamp 238, Ovendorf 237, Grammersdorf 57, Wilmsdorf 33, Warnsdorf 412 und Häven 111.

Die Gemeinde hat stets solide gewirtschaftet und sie stärkt ihre Wirtschaftskraft durch die Ausweisung der Gewerbegebiete Ratekau / Techau und Pansdorf, die von der Lage der Gemeinde zwischen Lübeck und Ostseeküste als Tor nach Skandinavien und den 4 Autobahnanschlüssen profitieren. Im Gemeindegebiet befinden sich eine Realschule, die allerdings ausläuft, eine integrierte Gesamtschule in Pansdorf, drei Grund- und Hauptschulen in Sereetz, Ratekau und Pansdorf sowie eine Grundschule in Techau.

Die Schulen erhalten erhebliche Zuwendungen für die Unterhaltung, aber auch für die Erweiterung und Sanierung. In Sereetz, Pansdorf und Techau werden „Betreute Grundschulzeiten" angeboten. Die Grund- und Hauptschule in Ratekau ist seit dem Schuljahr 2004/2005 als "Offene Ganztagsschule" genehmigt und mit erheblichen finanziellen Aufwand entsprechend eingerichtet worden. Ab 01.01.2007 hat die Gemeinde Ratekau die Trägerschaft für die Integrierte Gesamtschule (IGS) Pansdorf und Ratekau i.E. übernommen. Mit finanzieller Unterstützung des Kreises Ostholstein und des Landes Schleswig-Holstein soll der Standort von Pansdorf zum Schuljahr 2008/2009 nach Ratekau verlegt werden. In einem Erweiterungsbau wird auch die Beschulung einer Sekundarstufe II ermöglicht. Für die Betreuung der Kleinsten hat die Gemeinde Ratekau in den Orten Ratekau, Pansdorf und Sereetz je einen Standort des Kommunalen Kinderhauses mit insgesamt 220 Plätzen und einem Betreuungsangebot bis hin zum Ganztagsangebot. Finanziell unterstützt werden die Ev.-Iuth. Kindergärten in Sereetz, Ratekau und Pansdorf sowie der Waldkindergarten und der Wichtelclub in Pansdorf. Die engagierte Arbeit des Seniorenrates wurde mit der Erweiterung des Seniorentreffs in Ratekau unterstützt.

Die Gemeinde verfügt über hervorragende Sportstätten und ein vielfältiges Vereinsleben. Um den guten Stand zu erhalten, investiert die Gemeinde jährlich in die Unterhaltung der Turnhallen sowie der Sportplätze in Ratekau, Pansdorf und Sereetz. In diesem Zusammenhang ist auch der Neubau der Badeanstalt in Offendorf zu erwähnen, der im Jahre 1998 in Betrieb genommen werden konnte, und der Bau des Golfplatzes Warnsdorf mit 12 Millionen Euro Fremdinvestitionen, wodurch neben der Erhöhung des Freizeitwertes der Gemeinde auch eine Erweiterung des touristischen Angebotes erreicht wurde.

Die sehr engagierten acht Ortswehren der Gemeinde Ratekau werden ebenfalls mit umfangreichen Mitteln für ihre Aufgaben gerüstet. So kostete allein der Neubau des Feuerwehrhauses Pansdorf 1997 -1998 über 2 Millionen DM.

Ein besonderes Engagement liegt jetzt auf dem Gebiet des Umweltschutzes und der Dorferneuerung, getragen von der Verwaltung, den Parteien und organisierten Umweltschutzgruppen.

Die Maßnahmen für den Umweltschutz fanden ihre Anerkennung auch auf Landesebene. 1988 wurde die Gemeinde Ratekau als „Modellgemeinde Landschaftspflege" durch den Schleswig-Holsteinischen Heimatbund mit dem Preis „Die umweltfreundliche Gemeinde" ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist Belohnung und Ansporn zugleich.

Das Pilotprojekt der „Modellgemeinde Landschaftspflege" war die Wiederherstellung des Ruppersdorfer Sees 1989, der sich als seltener Flachwassersee zur Heimat vieler Brutvogelarten entwickelt hat. Vogelkundler konnten bis zu 150 Vogelarten beobachten.

Da zur Umwelt des Menschen auch die bebaute Umwelt gehört, die den Bürgern Möglichkeiten der Begegnung bietet, unternimmt die Gemeinde große Anstrengungen zur Umgestaltung der Ortskerne. So konnte am 30.5.1990 der neu gestaltete Dorfplatz in Ratekau, der Wilhelm-Rehpenn-Platz, mit dem umgebauten Kirchvorplatz, der Alten Schulstraße und der oberen Poststraße den Bürgern feierlich übergeben werden. Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Hauptstraße schlossen sich an, ebenso wie die Neugestaltung der zentralen Haltestellen.

Auch Sereetz erhielt 1992 mit dem Willi-Grenzfeldt-Platz und der später gestalteten Ortsdurchfahrt wieder einen erkennbaren Ortsmittelpunkt, und in Warnsdorf und Luschendorf konnte die schon länger geplante Dorferneuerung durchgeführt werden. Daneben mussten erhebliche Mittel in die Oberflächenentwässerung in Warnsdorf, Ovendorf und Ratekau gesteckt werden.

Rund 1,5 Millionen DM kostete die Sanierung des historischen Bahnhofes in Pansdorf, der den Bürgerinnen und Bürgern als „Haus des Gastes" mit dem neu gestalteten Vorplatz übergeben werden konnte und Räume für kulturelle Zwecke und den Fremdenverkehr bietet. Weitere Mittel wurden notwendig für die Sanierung des Bahnhofs, zur Sicherungstechnik am Bahnübergang Packan und zur Gestaltung des Vorplatzes zur Neueröffnung des Bahnhofs Pansdorf. Passend dazu konnte 2003 die Instandsetzung der Bahnhofstraße in Pansdorf in Angriff genommen werden (183000 Euro).

Alle Maßnahmen verfolgen das Ziel, die Bedingungen des Lebens zu verbessern und auch für Neubürgerinnen und Neubürger vielfältige Integrationsmöglichkeiten zu bieten. Zu diesem Auftrag gehören auch die 2000-2001 vorgenommene Modernisierung des Rathauses und der Bau des Bürgerbüros, das für eine deutlich gesteigerte Bürgernähe der Verwaltung steht. Mit der Umsetzung der Rauchkate in die Hauptstraße wurde die Möglichkeit geschaffen, ein Heimatmuseum einzurichten, das allen Interessierten einen Blick in die Lebensumstände der Vergangenheit ermöglicht.

Die Gemeinde hatte nach 1945 große Integrationskraft bewiesen und sie beweist sie auch lebendig unter neuen Anforderungen. Die Schwerpunkte für die nächsten Jahre stehen unter dem Diktat der knappen öffentlichen Haushalte. Deshalb steht eine verantwortungsvolle Konsolidierung der Gemeindefinanzen ganz oben an. Daneben wird es um eine bedarfsgerechte Unterhaltung und Anpassung der öffentlichen Einrichtungen gehen, um den Erhalt des guten sozialen Angebots und um eine maßvolle Ausweisung von Flächen für Gewerbebetriebe und zur Wohnbebauung.