Ostküstenleitung 380-kV
Die 380-kV-Ostküstenleitung ist eines der aktuellen Stromnetzausbauvorhaben in Schleswig-Holstein. Sie soll vor allem die wachsende Strommenge aus erneuerbaren Energien aufnehmen und in die Verbraucherzentren transportieren und dadurch den Übergang zu einem „sauberen“ und dekarbonisierten Energiesystem unterstützen.
Die Gemeinde Ratekau ist vom geplanten Stromnetzausbau im höchsten Maß betroffen: zwei Bauabschnitte der Ostküstenleitung sollen das Gemeindegebiet durchqueren (Bauabschnitte 2 und 3). Die Notwendigkeit dieser Höchstspannungsleitungen ist im Netzentwicklungsplan (NEP) von der Bundesnetzagentur bestätigt worden.
Die TenneT TSO GmbH (im folgenden TenneT), ein deutscher Übertragungsnetzbetreiber, wurde beauftragt, die Leitungen zu planen und zu bauen.
Die Gemeinde Ratekau beteiligt sich seit 2014 aktiv am Planungsprozess.
Dadurch konnten zwar Änderungen an der geplanten Trassenführung bewirkt werden. Es ist aber nicht gelungen, zum Beispiel eine Erdverkabelung zu erreichen. Nach wie vor wird die Realisierung der geplanten Höchstspannungsleitung mit den im Schwartautal bis zu 90m hohen Masten und den Freileitungen immense Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Natur im Gemeindegebiet haben.
Bauabschnitt 2 Lübeck-Siems
Der zweite Abschnitt der Ostküstenleitung quert nördlich von Bad Schwartau das Schwartautal und führt nördlich von Sereetz durch die Wälder Riesebusch und Meierkamp nach Osten, um dann bei Tiefende nach Süden zum Umspannwerk Siems abzuknicken.
Für den zweiten Abschnitt der geplanten Ostküstenleitung wurde im Januar 2024 der vorzeitige Baubeginn von der Planfeststellungsbehörde in Kiel genehmigt.
Diese vorbereitenden Arbeiten beinhalteten vor allem Baumfällungen und Rodungen, außerdem das Einfangen und Umsiedeln von Zauneidechsen, die Vergrämung (Vertreibung) von wiesenbrütenden Vögeln aus dem Gebiet der späteren Bauarbeiten sowie den Bau von Sperrzäunen für Amphibien und Reptilien. Die Arbeiten erfolgten im Naturschutzgebiet „Sielbektal, Kreuzkamper Seenlandschaft und umliegende Wälder“ und auf angrenzenden Flächen.
Am 30.09.2024 wurde der Planfeststellungsbeschluss erlassen und anschließend begannen die eigentlichen Bauarbeiten. Sie beinhalten unter anderem größere Rodungen im Wald, die Anlage von Baustraßen und danach den Bau der Strommasten.
Im Naturschutzgebiet Sielbektal nördlich der Alten Travemünder Landstraße werden derzeit 6 provisorische Masten errichtet, die nach Fertigstellung des 3. BA wieder abgebaut werden. Diese Arbeiten finden in einem besonders wertvollen Teil des Naturschutzgebietes statt, in dem bisher eine besonders schonende Nutzung in Form von extensiver Weidehaltung von Robustrindern praktiziert wurde. Dies wird in den nächsten Jahren nicht möglich sein.
Nach Fertigstellung der Ostküstenleitung wird eine alte Stromleitung abgebaut werden, die momentan den Süden des Ortsteils Ratekau durchschneidet (Blüchereiche-Sereetzer Weg).
Bauabschnitt 3 Lübeck-Göhl
Auch für den dritten Abschnitt (Lübeck-Göhl) der geplanten Ostküstenleitung ist die Planung bereits sehr weit fortgeschritten. Die Ostküstenleitung soll südlich der Alten Travemünder Landstraße an den aus Siems kommenden zweiten Bauabschnitt anschließen. Danach verläuft die Trasse in größerer Entfernung zur Autobahn A1 nach Norden.
Ab Neuhof folgt die Trasse der A1 auf der Ostseite und wechselt vor Scharbeutz auf die Westseite.
Auch bei diesem Bauabschnitt sollen wieder Flächen im Naturschutzgebiet Sielbektal für Baustraßen und Maststandorte beansprucht werden, vor allem im besonders artenreichen Weideland nördlich der Alten Travemünder Landstraße.
Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens wurden die Unterlagen bisher zweimal öffentlich ausgelegt. Am 21. Januar 2025 beginnt eine weitere öffentliche Auslegung (2. Planänderung); die Einwendungsfrist für von der Planung Betroffene endet am 06. März 2025.
Über diesen Link können die Pläne und Texte eingesehen und heruntergeladen werden:
https://planfeststellung.bob-sh.de/verfahren/ostkuestenleitung-ba3/public/detail
Geplantes Umspannwerk in Ratekau
Der aktuelle Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045 enthält die Maßnahme P342 „Umspannwerk Abzweig Ratekau“. Die Angabe Abzweig Ratekau bezieht sich auf die geplante Verbindung der Abschnitte 2 und 3 der Ostküstenleitung nordöstlich von Sereetz (im Naturschutzgebiet Sielbektal).
Bislang liegen der Gemeinde Ratekau keine Informationen darüber vor, an welchem genauen Standort dieses Umspannwerk errichtet werden soll. Auch über die Größe der für das Bauwerk beanspruchten Fläche wurde die Gemeinde noch nicht unterrichtet. Es wurde von TenneT nur mitgeteilt, dass in Ratekau ein Umspannwerk größer als das neue Werk in Stockelsdorf geplant ist.